Was tun bei Fehlsignalen?
Fehlsignale und insbesondere Fehlausbrüche stellen an den Finanzmärkten ein absolut normales Phänomen dar. Anleger sollten entsprechend immer mit einer solchen Entwicklung rechnen und sie mit einem sinnvoll platzierten Stop-Loss berücksichtigen. Daneben gibt es Konstellationen, die dem Anleger sogar das aktive Ausnutzen eines Fehlausbruchs zum eigenen Vorteil ermöglichen.
Auch wenn sich die Zahl der Fehlsignale, denen man durch eine Falschpositionierung zum Opfer fällt, durch eine sorgfältige Trade-Auswahl erheblich reduzieren lässt: Völlig vermeiden lässt sich dieses Problem nicht. Verluste gehören zum erfolgreich betriebenen Trading-Geschäft, ganz so, wie Kosten auch in jeder anderen Unternehmung den Gewinn reduzieren.
Cut your losses
Entscheidend für den dauerhaften Trading-Erfolg ist es, die Kosten – sprich die Verluste – nicht aus dem Ruder laufen zu lassen. Der unmittelbar nach dem Einstieg platzierte Stop-Loss zur Verlustbegrenzung bei einem Trade sollte dabei einerseits weit genug entfernt sein, um der Position Luft zum Atmen zu geben und nicht durch das unbedeutende »Rauschen« des Markts unnötig aus dem Trade geworfen zu werden. Andererseits sollte er nicht so weit entfernt liegen, dass der entstehende Verlust zu einem inakzeptablen Drawdown im Portfolio führen würde. Als Daumenregel hat sich unter Tradern etabliert, dass pro Trade zwischen 0,5 Prozent und 2,0 Prozent des spekulativen Kapitals riskiert werden dürfen. Davon unabhängig sollte die Position immer dann geschlossen werden, wenn der Grund für den Einstieg in die Position weggefallen ist. Die Frage, wann eine Trading-Idee in diesem Sinne negiert wurde, ist von Fall zu Fall unterschiedlich zu beurteilen. Erfolgte der Einstieg beispielsweise aufgrund einer Umkehrkerze, so wird die Aussagekraft des Signals mit einem Schlusskurs jenseits des Musters zerstört. Bei der Spekulation auf eine Bodenbildung oder eine Topbildung wird das entsprechende Szenario spätestens mit einer (Intraday-)Unterschreitung bzw. Überschreitung des Extrems der Formation negiert. Häufig lassen sich jedoch noch frühere Ausstiegssignale finden, die darauf hinweisen, dass das Funktionieren der Formation unwahrscheinlich geworden ist. Beispiele hierfür sind das Überschreiten der rechten Schulter einer Kopf-Schulter-Formation, der Rücklauf unter die Mitte der Trading-Range nach einem bullishen Ausbruch aus dieser Range oder die Verletzung der unteren Dreiecksbegrenzung nach einem vorausgegangenen Ausbruch über die obere Begrenzung. In allen diesen Fällen sollte der entstandene Verlust realisiert und nach anderen Gelegenheiten Ausschau gehalten werden. Der Anleger sollte sich bereits vor dem Eingehen der Position klar darüber werden, mit welcher Kursentwicklung sich das gehandelte Signal als Fehlsignal entpuppen würde und entsprechend über den anfänglichen Stop-Loss entscheiden. Die Verlustbegrenzungsorder sollte unmittelbar nach dem Einstieg beim Broker platziert werden, um psychologische Fallstricke zu vermeiden.
Einstieg aufgrund eines Fehlausbruchs
Die Beobachtung, dass der Kurs eines Basiswerts nach einem Fehlausbruch häufig eine schnelle und deutliche Bewegung in die Gegenrichtung vollzieht, hat zur Entwicklung von Handelsstrategien geführt, mit denen versucht wird, davon zu profitieren. Besonders einfache Ausbrüche über offensichtliche Widerstände oder unter ebensolche Unterstützungen sind anfällig für einen »False Breakout«, also eine sogenannte Bullenfalle oder Bärenfalle. Der Ausbruch erweist sich in diesen Fällen mit anderen Worten als nicht nachhaltig. Rutscht die Notierung dann wieder unter den zuvor überwundenen Widerstand oder über die zuvor unterschrittene Unterstützung, kann der Anleger einen Einstieg entgegen der Ausbruchsrichtung vornehmen und einen engen Stop-Loss knapp jenseits des Extrempunkts der Fehlausbruchsbewegung setzen. Diese Vorgehensweise bietet sich vor allem an, wenn der Einstieg in Richtung der übergeordneten Trendbewegung erfolgt. Neben Range-Ausbrüchen (siehe Grafik 1) kommen vor allem Trendlinienbrüche (siehe Grafik 2) und Verletzungen von gleitenden Durchschnittslinien (siehe Grafik 3) infrage. Je dynamischer und hochvolumiger die Bewegung entgegen dem Ausbruch stattfindet, desto besser.
Grafik 1: Range-Ausbruch
Grafik 2: Trendlinienbruch
Grafik 3: Verletzung gleitender Durchschnittslinien
In jedem Fall sollte ein signifikanter Schlusskurs über die relevante Marke abgewartet werden. Der schützende Stop sollte anschließend zügig nachgezogen werden, um aufgelaufene Gewinne zu sichern. Alternativ können Teilgewinne mitgenommen werden, wenn beispielsweise der Buchgewinn das 1,5-Fache des anfänglich riskierten Kapitals erreicht.
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