Die wichtigsten Trading-Regeln, Teil 1
In dieser und den nachfolgenden Ausgaben stellen wir einige wichtige Leitsätze und Handelsmaximen vor, die dazu dienen, das Handeln an den Finanzmärkten möglichst erfolgversprechend zu gestalten.
Handeln Sie immer in Richtung des jeweils übergeordneten Trends
Dieser Grundsatz entspringt den Prämissen der Technischen Analyse, dass Trends zum einen existieren und zum anderen den Weg des geringsten Widerstands vorgeben. Ein Handeln in Richtung des Trends ist daher grundsätzlich erfolgversprechender als das Stemmen gegen den Trend. Die Umsetzung des Grundsatzes in die Praxis geschieht gedanklich in zwei Schritten: Zunächst ist beim Basiswert der Trend in den jeweiligen Zeitebenen langfristig, mittelfristig und kurzfristig vorzunehmen. Anschließend hält man nach technischen Kaufsignalen bzw. Verkaufssignalen Ausschau, die jeweils eine Ebene unterhalb des betreffenden Trends liegen. Ist man also eher ein mittelfristig agierender (Positions-)Trader, sucht man in einem langfristigen Aufwärtstrend bevorzugt nach Kaufsignalen antizyklischer oder prozyklischer Natur im mittelfristigen Chartbild. Gehört man hingegen eher zu den kurzfristigen (Swing-)Tradern, die lediglich für Stunden bis mehrere Tage engagiert sein möchten, würde man im mittelfristigen Aufwärtstrend entsprechend nach Kaufsignalen im kurzfristigen Chartbild Ausschau halten.
Grafik 1: Im langfristigen Aufwärtstrend mittelfristige Kaufsignale handeln
Arbeiten Sie sich vom langfristigen Chartbild zum kurzfristigen Chartbild vor
Mit der erstgenannten Regel eng verknüpft ist die weitere Regel, bei der Analyse der technischen Ausgangslage bei einem Basiswert zunächst mit dem Langfristchart zu beginnen, um den langfristigen Trend und langfristig relevante Widerstände und Unterstützungen zu identifizieren. Nachfolgend würde man das mittelfristige Bild unter die Lupe nehmen und anschließend die kurzfristige Chartsituation. In der Praxis nutzt man für die langfristige Analyse meist den Wochenchart, für die mittelfristige Analyse den Tageschart und für die kurzfristige Analyse den Stundenchart. Sehr kurzfristig agierende Anleger, die im Minuten- oder Stundenbereich unterwegs sind, nutzen häufig auch 15-Minuten-Charts, 5-Minuten-Charts oder sogar 1-Minuten-Charts. Dass man sich von den längeren Zeitebenen in die kürzeren Zeitebenen vorarbeitet und nicht umgekehrt, liegt daran, dass das »Rauschen« des Marktes umso größer wird, je kurzfristiger der Betrachtungszeitraum wird. Mit anderen Worten nimmt die Verlässlichkeit von Signalen sukzessive ab, wenn man sich vom Langfristchart in den Kurzfristchart vorarbeitet. Je kürzerfristig der Betrachtungszeitraum, umso häufiger begegnet man insbesondere Fehlausbrüchen. Dabei entstehen die Fehlausbrüche meist entgegen der Richtung der übergeordneten Zeitebene. Das bedeutet beispielsweise, dass die Wahrscheinlichkeit dafür, dass sich ein Ausbruch aus einer kurzfristigen Handelsspanne gen Süden im Nachhinein als Fehlausbruch entpuppt, im mittelfristigen Aufwärtstrend höher ist als im mittelfristigen Abwärtstrend.
Grafik 2: Kaufen Sie Rücksetzer im Aufwärtstrend – arbeiten Sie sich vom langfristigen Chartbild zum kurzfristigen Chartbild vor
Kaufen Sie Rücksetzer im Aufwärtstrend und verkaufen Sie Erholungen im Abwärtstrend
Dieser Grundsatz, der sich im englischen Original mit »buy the dip and sell the rally« in der Formulierung wesentlich griffiger darstellt, betont, dass man als Anleger beim Einstieg in eine Position möglichst antizyklisch agieren sollte. Er konkretisiert dabei den als Erstes genannten Grundsatz trendkonformen Handelns. Der antizyklische Einstieg in den übergeordneten Trend ist unter Trading-Aspekten vor allem aufgrund des dabei in der Regel besseren Chance-Risiko-Verhältnisses attraktiv. Der Anleger kann bei dieser Strategie meist einen engeren sinnvollen Stop-Loss zur Verlustbegrenzung setzen als bei einer Ausbruchsstrategie. Die Frage, wo genau der Einstieg erfolgen soll, wird durch die Regel allerdings nicht beantwortet. Der Long-Einstieg im Aufwärtstrend sollte im Bereich charttechnisch abgeleiteter Unterstützungen, der Short-Einstieg im Abwärtstrend entsprechend im Bereich identifizierter Widerstände erfolgen.
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