Technische Analyse
ADX – der Trendstärke auf der Spur
Der Average-Directional-Movement-Index – kurz ADX – wurde von seinem Erschaffer Welles Wilder in seinem 1978 veröffentlichten Buch »New Concepts in Technical Trading Systems« einem breiten Publikum bekannt. Der weiterhin populäre Indikator hilft Tradern bei der Frage, ob sich ein Basiswert in einem starken Trend befindet oder nicht.
Unterschiedliche Marktumgebungen erfordern unterschiedliche Handelsstrategien. Für technisch orientierte Trader spielt vor allem die Unterscheidung zwischen einem »trendigen« Markt und einem »trendlosen« Markt eine relevante Rolle. Das liegt unter anderem daran, dass der Einsatz bestimmter trendfolgender Indikatoren wie beispielsweise gleitende Durchschnitte in einem trendstarken Markt bessere Resultate liefert als in einer trendlosen Umgebung. In einer trendlosen Umgebung bzw. in einem Seitwärtsmarkt performen derweil Kontratrendindikatoren wie die sogenannten Oszillatoren besser und sind daher bei der Signalgenerierung vorzuziehen.
Berechnung und Interpretation des ADX
Der ADX selbst stellt eine Glättung des Directional-Movement-Index (DMI) dar, der wiederum aus den Teilindikatoren +DM (Positive Directional Movement) und –DM (Negative Directional Movement) berechnet wird. Diese Teilindikatoren ergeben sich, indem zunächst die aufwärtsgerichteten und abwärtsgerichteten Kursveränderungen ermittelt, geglättet und anschließend durch die ebenfalls geglättete sogenannte True Range dividiert werden. Da diese komplexe Berechnung die gängige Chartsoftware leistet, soll es hier um die praktische Anwendung gehen.
Grafik 1: Trendstarke Phase beim ADX über 15 und steigend
10. Juli 2023 bis 28. Februar 2024
Der ADX trifft eine Aussage über die Trendstärke im Basiswert. Er ist hingegen nicht in der Lage, die Trendrichtung anzuzeigen. Welles Wilder schlug für die Periodenlänge 14 vor. Diese Standardeinstellung wird auch von den meisten Tradern verwendet. Üblich sind jedoch auch Werte von 5 bis 20. Ein steigender ADX signalisiert eine zunehmende Trendstärke. Eine fallende ADX-Kurve weist auf eine Abnahme der Trendstärke hin. Zusätzlich kann in der ADX-Werteskala ein Extrembereich markiert werden, der idealerweise auf den entsprechend untersuchten Basiswert abgestimmt werden sollte. Als Ausgangspunkt der Untersuchung kann ein Extremwert von 15 angenommen werden. Unterhalb dieser Marke indiziert der ADX einen trendschwachen oder trendlosen Markt. In diesem Umfeld greifen Trader vorzugsweise auf antizyklische Einstiegsstrategien zurück und verwenden zur Signalgenerierung Oszillatoren wie beispielsweise den Stochastik-Oszillator oder den RSI (Relative Stärke Index)-Indikator.
Grafik 2: Handelsstrategien in Abhängigkeit von der Trendstärke
29. September 2023 bis 16. Februar 2024
Darüber sind derweil Trendfolgemodelle wie beispielsweise das Kreuzen gleitender Durchschnittslinien, MACD (Moving Average Convergence Divergence)-Kaufsignale oder Ausbrüche aus Konsolidierungen erfolgreicher. Bei der Interpretation des ADX wird der Richtung seiner Bewegung allerdings in der Regel größere Bedeutung beigemessen als seiner absoluten Höhe.
Schwächen des ADX
Aufgrund der Berechnung mit zahlreichen Glättungsvorgängen und daraus folgenden Verzögerungen ist der ADX mit schnellen Kursbewegungen und v-förmigen Trendwechseln im Basiswert oft überfordert.