Technische Analyse
Das Bestätigungssignal der Dow-Theorie
Eine der Aussagen der sogenannten Dow-Theorie behandelt das Verhältnis zwischen zwei bestimmten Indizes und zieht hieraus Rückschlüsse auf den US-Aktienmarkt. Was steckt dahinter?
Charles Dow gilt unter vielen Technischen Analysten als der Urvater der westlichen Technischen Analyse. Der Ökonom und Journalist hatte im Jahr 1882 zusammen mit Edward Jones und Charles Bergstresser das New Yorker Verlagshaus Dow Jones & Company gegründet. Es gab auch das renommierte Wall Street Journal heraus. Zur Jahrhundertwende veröffentlichte Dow seine Ideen über die Aktienmärkte in einer Serie von Artikeln, die in dieser Tageszeitung erschienen. Diese Artikel bildeten später die nach ihm benannte Dow-Theorie, die noch heute das Fundament der Technischen Analyse bildet. Der Begriff Dow-Theorie geht auf das 1903 – ein Jahr nach Dows Tod – veröffentlichte Buch »The ABC of Stock Speculation« von S. A. Nelson zurück, in dem die Aussagen der Artikelserie zusammengefasst wurden.
Eine der sechs Kernaussagen der Dow-Theorie lautet, dass die beiden von Charles Dow kreierten Aktienindizes Dow Jones Industrial Average und Dow Jones Railroad Average einander bestätigen müssen. Dow hatte im Jahr 1884 den ersten fast ausschließlich aus Eisenbahngesellschaften bestehenden Aktienindex entwickelt und im Jahr 1897 dann zur besseren Repräsentation der Gesamtwirtschaft daraus zwei verschiedene Indizes mit mehr Einzelwerten konstruiert: der zunächst aus zwölf Aktien produzierender Industriefirmen bestehende Dow Jones Industrial Average sowie der zunächst aus 20 Eisenbahnaktien bestehende Dow Jones Railroad Average. Heute besteht der Dow Jones Industrial aus 30 Einzelwerten und ist der wohl bekannteste Aktienindex der Welt. Der Dow Jones Railroad Average wurde mit der sinkenden Bedeutung der Eisenbahn als Transportmittel umbenannt in Dow Jones Transportation Average und enthält heute weiterhin 20 Aktien der größten an der NYSE gelisteten Transportunternehmen.
Dow war der Auffassung, ein wichtiges Trendsignal in einem der beiden Indizes besitze nur dann Gültigkeit, wenn es auch vom anderen Index bestätigt wird. Konkret müssen beide Indizes ein vorausgegangenes sekundäres, das heißt mittelfristiges Hoch überwinden, um entweder den Beginn oder die Fortsetzung eines Bullenmarkts zu bestätigen.
Zur Bestätigung des Beginns bzw. der Fortsetzung eines Bärenmarkts müssen entsprechend beide Indizes ihr vorangegangenes sekundäres Tief unterschreiten (siehe Grafik 1). Mit Blick auf den zeitlichen Ablauf ist es so, dass die Ausbruchssignale der Indizes durchaus nicht gleichzeitig erfolgen müssen. Laut Dow sollte die Bedeutung des Signals allerdings höher zu gewichten sein, falls eine kürzere Zeitspanne zwischen den jeweiligen Ausbrüchen lag. Generiert lediglich ein Index ein Ausbruchssignal und der andere nicht, behält laut Dow das letzte bestätigte Signal seine Gültigkeit.
Grafik 1: Dow-Theorie-Verkaufssignal
Eine fehlende Bestätigung (Divergenz) kann jedoch auch bereits als Warnsignal für eine mögliche zukünftige Trendwende des Gesamtmarkts aufgefasst werden (siehe Grafik 2). Dabei wird dem Dow Jones Transportation Average eine besondere Bedeutung als Frühindikator zugesprochen. Hintergrund ist, dass die zur Produktion benötigten Rohstoffe von den Transportunternehmen in die Produktionsstätten der Industrieunternehmen transportiert werden müssen. Eine Verringerung der Industrieproduktion zeigt sich daher bereits früh im Zyklus in einem geringeren Umsatz und Gewinn der Transportunternehmen und in einer früheren Trendumkehr im Dow Jones Transportation Average.
Grafik 2: Bearishe Divergenz
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