Märkte

Südafrikanischer Rand – Ein neues Kapitel

Südafrika schlägt ein neues Kapital auf. Nach den Parlamentswahlen im Mai musste der African National Congress (ANC) – die Partei, die Südafrika 1994 von der Apartheid befreit hat – zum ersten Mal eine Koalition eingehen, um an der Regierung zu bleiben. Die neue Regierung macht Hoffnung nicht nur auf eine Fortsetzung, sondern eine Intensivierung erster Reform­bemühungen. Werden bestehende Engpässe in der Volkswirtschaft gelöst, würde dies die Produktivität und das Potenzialwachstum des Landes erhöhen und den südafrikanischen Rand (ZAR) strukturell unterstützen.

Schwierige Ausgangslage
Die südafrikanische Wirtschaft ist in einem desolaten Zustand. In den vergangenen 15 Jahren ist das reale Bruttoinlandsprodukt pro Jahr im Durchschnitt nur um rund 1 Prozent gewachsen, pro Kopf ist es zuletzt sogar gefallen. Die Investitionen sind in der Pandemie deutlich gesunken und haben nie wieder ihr Vorpandemieniveau erreicht. Die Arbeitslosigkeit beträgt mehr als 30 Prozent – die Jugendarbeitslosigkeit liegt sogar noch höher. Gleichzeitig stieg die Staatsverschuldung immer weiter an – was in den vergangenen Jahren die Risikoprämien von Staatsanleihen steigen ließ und die Währung geschwächt hat.

Schuld daran hat hauptsächlich das sogenannte State Capture (Staatsvereinnahmung) unter dem vorherigen Präsidenten Jacob Zuma. Zwischen 2008 und 2017 wurden die Institutionen des Staates systematisch untergraben und umgepolt. Anstatt der Allgemeinheit zu dienen, wurden sie benutzt, um Parteimitglieder und Eliten zu bereichern.

Der derzeitige Präsident Cyril Ramaphosa kam zwar bereits 2018 an die Macht und war mit Reformversprechen angetreten, hat aber bisher enttäuscht, was jedoch nicht allein seine Schuld ist. Zwar wird gesagt, selbst Vertraute des Präsidenten seien wegen der nur langsamen Fortschritte ernüchtert. Zunächst einmal musste allerdings parteiintern gegen den ehemaligen Präsidenten Zuma und seine Unterstützer vorgegangen werden. Das hat viel Zeit, Aufwand und politisches Kapital gekostet. Nichtsdestoweniger gab es zuletzt erste Reformvorhaben, die bereits kleine Erfolge zeigen.

Grafik 1: Investitionen auf einem sehr schwachen Niveau

Bruttoanlageinvestitionen

Exemplarisch für das Staatsversagen der vergangenen Jahre stehen die zwei Staatsunternehmen in der Energieversorgung und der Logistik. So produzierte der Versorger 2023 rund 22 Prozent weniger Kohlestrom als noch 2018. Insgesamt lag die Stromerzeugung zwar »nur« 12 Prozent niedriger. Das liegt allerdings nur daran, dass inzwischen eine Vielzahl privater Unternehmen, deren Kerngeschäft nichts mit Stromerzeugung zu tun hat, viel Geld investiert hat, um eigenen Solarstrom zu erzeugen und so vom staatlichen Stromnetz unabhängig zu werden. Der produzierte Solarstrom stieg deshalb im gleichen Zeitraum um rund 266 Prozent an.

Ähnlich sieht es beim staatlichen Logistikunternehmen aus, das neben Häfen und Pipelines das Schienennetz und den Bahnverkehr betreibt. Obwohl das gesamte Gütertransportvolumen zwischen 2018 und 2023 um 5,8 Prozent gestiegen ist, ist das Transportvolumen auf der Schiene um über 26 Prozent eingebrochen. Das führt dazu, dass Unternehmen immer stärker auf Lastwagen zum Transport ausweichen müssen, was teurer ist und das Straßennetz belastet, das nicht für ein solch hohes Gütertransportvolumen ausgelegt ist.

Neue Regierung – neue Hoffnung
Nach den Parlamentswahlen Ende Mai musste der ANC zum ersten Mal seit dem Ende der Apartheid eine Koalition eingehen. Daran sind zwar alles in allem zehn Parteien beteiligt. De facto ist es aber eine Koalition zwischen dem ANC und der Democratic Alliance, da sie gemeinsam über rund 60 Prozent der Sitze im Parlament verfügen. Da die Democratic Alliance eine marktorientierte, wirtschaftsliberale Partei ist, eröffnet sich damit die Chance auf spürbare Reformen.

Und der Anfang macht Hoffnung auf mehr. Es wurden bereits Anpassungen bei der Rente vorgenommen, es gab keine größeren Stromausfälle seit den Wahlen und laut Bloomberg haben Analysten ihre Wachstumsprognosen für 2025 bereits nach oben korrigiert. Die Regierung hat sich aber eine ganze Reihe von Reformen vorgenommen. Gemessen am desolaten Zustand der Wirtschaft gäbe es auch viele Ansatzpunkte. Das südafrikanische Center for Development and Enterprise hat aber in einer Studie im vergangenen Jahr drei Kernbereiche herausgestellt, mit denen man anfangen sollte: 1. Sicherheit und Rechtsstaatlichkeit, 2. Energie und Logistik sowie 3. der öffentliche Haushalt. Und auch der Internationale Währungsfonds schrieb 2023 in einer Studie, die Überwindung der Energiekrise habe die höchste Priorität.

Dieser Meinung schließen wir uns an. Durch Beseitigung der Engpässe, die durch das schlechte Stromnetz und die marode Transportinfrastruktur ausgelöst werden, können »Quick Wins« erzielt werden. Erste sichtbare Erfolge könnten den Weg frei machen für weitere, schwierigere Reformen, die mehr politischen Gegenwind auslösen und deren positive Wirkungen sich erst langsamer einstellen – wie die Konsolidierung der öffentlichen Haushalte, Reformen am Arbeitsmarkt und eine Bildungsreform.

Das Potenzial ist riesig
Die Verbesserung des Stromnetzes und der Transportwege hätte mannigfaltige positive Auswirkungen. Unternehmen könnten wieder verlässlich ihre Produktion planen und müssten weniger Zeit und Geld in Notfallpläne und alternative Stromquellen stecken. Kosten würden reduziert, die Effizienz gesteigert. Auf der makroökonomischen Ebene würde sich dies in einem höheren Potenzialwachstum und einer steigenden Produktivität niederschlagen. Gleichzeitig würde die Inflation gedämpft. Das Zinsniveau könnte sinken, was Unternehmen von ihrem Schuldendienst entlasten und Raum für neue Investitionen schaffen würde.

Gleichzeitig besitzt Südafrika ein hohes Potenzial beim Außenhandel. Denn das Land ist zwar gesegnet mit einer Vielzahl von Rohstoffen, Stromausfälle haben jedoch die Produktion im Bergbau belastet. Was gefördert wurde, konnte nicht immer dorthin transportiert werden, wohin es sollte, und die Waren, die an der Küste ankamen, hatten mit dem Missmanagement der Häfen zu kämpfen. So war Südafrika 2011 noch der weltweit fünftgrößte Exporteur von Kohle mit einem Anteil an den globalen Exporten von 7,4 Prozent. Während die globalen Exporte 2021 allerdings um über 20 Prozent höher lagen, sanken die südafrikanischen Kohleexporte im gleichen Zeitraum um 5 Prozent. Man könnte allerdings argumentieren, dass die Lage noch schlimmer ist. Denn die zwei wichtigsten Absatzmärkte für südafrikanische Kohle – Indien und Südostasien – haben ihre Importe in diesen zehn Jahren fast verdoppelt – ohne dass Südafrika davon profitieren konnte.

Ähnlich sieht es bei Gold aus. Während die globale Nachfrage nach dem Edelmetall seit Jahren stabil ist, ist die südafrikanische Produktion von 2011 bis 2023 um fast die Hälfte eingebrochen. Und auch bei Platin und Palladium ging der südafrikanische Anteil an der Weltproduktion von rund 72 Prozent auf 66 Prozent für Platin und von 37 Prozent auf 33 Prozent bei Palladium zurück. Obwohl Südafrika fast 90 Prozent an den weltweit bekannten Reserven der Metalle der Platin-Gruppe besitzt und zumindest die westliche Welt bemüht ist, nicht mehr vom zweitgrößten Produzenten Russland zu kaufen.

Grafik 2: Stromproduktion steigt erst seit Kurzem wieder

Monatliche Stromproduktion

Verbesserungen im Bergbau und ein damit verbundener Anstieg bei den Exporten hätten das Potenzial, die Leistungsbilanz des Landes, die seit Jahren negativ ist, deutlich zu verbessern. Zudem könnten durch die Exporteinnahmen wichtige weitere Investitionen getätigt werden, um die wirtschaftliche Situation weiter zu verbessern.

Aber der Weg ist steinig
Wo es Chancen gibt, gibt es natürlich auch Risiken, sowohl politische als auch volkswirtschaftliche. Und diese sollte man nicht unterschätzen. Politisch ist anzumerken, dass Koalitionen für Südafrika und den ANC etwas Neues sind. Die Zusammenarbeit scheint bisher gut zu funktionieren – es gab aber bereits Reibung. Schließlich stehen sich die Ansichten der Koalitionspartner in manchen Dingen diametral gegenüber. Die Democratic Alliance steht der Wirtschaft nah und will marktorientierte Reformen – der ANC hingegen hat seine Wurzeln im Kommunismus und steht den Gewerkschaften sehr nah. Zudem besteht die Gefahr, dass die Parteien aufgrund der eingegangenen Koalition Unterstützer an ihren Rändern verlieren könnten. Es wird daher immer wieder zu Spannungen in der Regierung kommen – ein Zerbrechen ist jederzeit eine Möglichkeit.

Grafik 3: Zu wenig Züge

Anteil Frachttransport auf Schienen

Außerdem ist die Liste der benötigten Reformen lang. Wir haben uns hier auf die Reformen der Staatsunternehmen im Versorgungs- und Logistiksektor konzentriert, weil das wichtige erste Punkte sind. Damit fängt die Arbeit der neuen Regierung aber erst an. Viele Arbeitsplätze müssen geschaffen, das Bildungssystem muss verbessert, die Korruption bekämpft, die Verwaltung gestärkt, das Rechtssystem robuster gemacht und der Haushalt konsolidiert werden. Für jede Regierung wäre das eine Mammutaufgabe – eine Reformmüdigkeit ist daher auch immer ein Risiko.

Eine weitere Unsicherheit ergibt sich aus der sich verändernden Globalisierung. In den vergangenen Jahren hat Südafrika ein engeres Verhältnis zu China und Russland aufgebaut, was die Beziehungen zu den USA belastet. Die zunehmende Politisierung von Handel und Investitionen (Geoökonomie) macht ein Sitzen »zwischen den Stühlen« zunehmend schwieriger. Gleichzeitig sind aber beide Regionen – die EU und die USA einerseits und China andererseits – weiterhin die wichtigsten Absatzmärkte für südafrikanische Exporte. Zudem sind die zunehmenden internationalen Bestrebungen im Kampf gegen den Klimawandel für Südafrika ein Risiko. Südafrika ist aufgrund des hohen Anteils an Kohlekraftwerken in der Stromerzeugung eine der CO2-intensivsten Volkswirtschaften weltweit. Der staatliche Versorger allein ist global einer der größten Treibhausgasemittenten. Insbesondere mit Blick auf die Einführung der Carbon Border Adjustment Tax in der EU stellt dies ein Risiko für den größten südafrikanischen Exportmarkt dar.

Südafrikanischer Rand als Profiteur
Trotz aller Risiken stimmen uns der Ausblick auf Reformen und die Entwicklungen in Südafrika positiv. Der südafrikanische Rand kam in den vergangenen Jahren wegen des niedrigen Trendwachstums stark unter Druck und nicht zuletzt wegen des hohen Leistungsbilanzdefizits wurden südafrikanische Vermögenswerte mit hohen Risikoprämien belegt. Von einem besseren wirtschaftlichen Umfeld in Südafrika würde der südafrikanische Rand daher sicherlich profitieren. Ein stärkeres Trendwachstum und eine höhere Produktivität würden zudem den Staatshaushalt entlasten. Die Risikoprämien würden fallen und das verbesserte Leistungsbilanzdefizit würde zusätzlich den südafrikanischen Rand unterstützen.

Produktidee: Optionsscheine auf den Wechselkurs EURo/südafrikanischer Rand

Sie möchten von der künftigen Wertentwicklung des Euro/südafrikanischer Rand-Wechselkurses profitieren? Mit BEST Turbo-Optionsscheinen von Société Générale haben Sie die Möglichkeit, überproportional an Kursveränderungen zu partizipieren. Ein Überblick über das gesamte Spektrum an Produkten auf Währungen steht Ihnen im Internet unter www.sg-zertifikate.de zur Verfügung.

BEST Turbo-Optionsscheine

WKN

Basiswert

Typ

Basispreis/Knock-Out-Barriere

Hebel

Laufzeit

Geld-/Briefkurs

SY1 5AA

EUR/ZAR

Call

15,7549 ZAR

4,9

Unbegrenzt

20,23/20,29 EUR

SN2 CCU

EUR/ZAR

Call

18,0701 ZAR

11,6

Unbegrenzt

8,52/8,58 EUR

SH3 GJR

EUR/ZAR

Call

18,6328 ZAR

16,8

Unbegrenzt

6,51/6,57 EUR

SN0 5J1

EUR/ZAR

Call

18,9489 ZAR

22,9

Unbegrenzt

4,31/4,38 EUR

SV6 CWV

EUR/ZAR

Put

24,0702 ZAR

4,6

Unbegrenzt

21,60/21,65 EUR

SQ6 KMC

EUR/ZAR

Put

21,8149 ZAR

9,7

Unbegrenzt

10,20/10,26 EUR

SQ3 FQ8

EUR/ZAR

Put

21,1625 ZAR

14,3

Unbegrenzt

6,92/6,99 EUR

SW1 KNU

EUR/ZAR

Put

20,8478 ZAR

18,4

Unbegrenzt

5,73/5,44 EUR

Stand: 20. August 2024; Quelle: Société Générale

Die Darstellung der genannten Produkte erfolgt zu Informationszwecken lediglich in Kurzform und stellt einen Auszug aus dem Gesamtangebot von Société Générale sowie keine Anlageempfehlung dar. Die maßgeblichen Produktinformationen stehen im Internet unter www.sg-zertifikate.de zur Verfügung. Den Basisprospekt sowie die Endgültigen Bedingungen und die Basisinformationsblätter erhalten Sie bei Klick auf die WKN. Sie sind im Begriff, ein komplexes Produkt zu erwerben, das nicht einfach ist und schwer zu verstehen sein kann. Bitte beachten Sie, dass bestimmte Produkte nur für kurzfristige Anlagezeiträume geeignet sind. Wir empfehlen Interessenten und potenziellen Anlegern, den Basisprospekt und die Endgültigen Bedingungen zu lesen, bevor sie eine Anlageentscheidung treffen, um sich möglichst umfassend über die potenziellen Risiken und Chancen des Wertpapiers zu informieren, insbesondere, um die potenziellen Risiken und Chancen der Entscheidung, in die Wertpapiere zu investieren, vollends zu verstehen. Die Billigung des Basisprospekts durch die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht ist nicht als ihre Befürwortung der angebotenen Wertpapiere zu verstehen.