Technische Analyse

Der Einstieg in den Trend mit Bollinger-Bändern, Teil 1

Technische Indikatoren können dem Anleger dabei helfen, einen sinnvollen Zeitpunkt für den Einstieg in einen Basiswert zu finden. In dieser sowie in der kommenden Ausgabe widmen wir uns zu diesem Zweck den Bollinger-Bändern. Dieser Indikator ist in jeder Chartsoftware enthalten. Zunächst zeigen wir, wie ein prozyklischer Einstieg in den bestehenden Trend vorgenommen werden kann.

Der nach seinem Entwickler John Bollinger benannte Indikator besteht aus drei Linien, die in und um die Preisstruktur in einem Chart gezeichnet werden. Er gehört zur Indikatorengruppe der Bänder, die auch als Umhüllungen (Envelopes) oder Kanäle (Channels) bezeichnet werden. Sie zeichnen sich durch mindestens zwei Linien aus, die meist unterhalb und oberhalb des Kursverlaufs des Basiswerts gezeichnet werden. Häufig verfügen sie – wie auch die Bollinger-Bänder – noch über eine dritte Linie, die in der Regel in der Mitte zwischen den beiden anderen Linien verläuft. Die Mittellinie der Bollinger-Bänder wird von einem gleitenden Durchschnitt gebildet, die den mittelfristigen Trend anzeigen soll und üblicherweise über 20 Tage berechnet wird, soweit der Tageschart betrachtet wird. Entsprechend verwendet man im Wochenchart den 20-Wochen-Durchschnitt, im Stundenchart den 20-Stunden-Durchschnitt etc. Das obere und das untere Bollinger-Band werden üblicherweise in einer Entfernung von zwei Standardabweichungen vom Durchschnitt gezeichnet. Dies stellt sicher, dass sich 95 Prozent aller Kursdaten im Zwischenraum zwischen diesen beiden Bändern befinden. Die Breite der Bänder, das heißt der Abstand zwischen dem unteren Bollinger-Band und dem oberen Bollinger-Band, weist auf das Ausmaß der Volatilität des Basiswerts hin. Ist die Breite groß, so herrscht im Beobachtungszeitraum eine hohe Volatilität vor. Nimmt die Volatilität ab, dann schmiegen sich die Bänder enger aneinander.

Grafik 1: Bollinger-Bänder

Trendkonformer Einstieg
Bollinger-Bänder bieten eine interessante Möglichkeit, nach einer Phase der Konsolidierung und damit abnehmender Volatilität im Basiswert ein prozyklisches Einstiegssignal zu erhalten, wenn der Wert seinen ursprünglichen Trend wieder aufnimmt. Zunächst sollte der Anleger hierzu jedoch erst einmal den dominanten Trend feststellen. Dies kann entweder klassisch-visuell geschehen, indem der Trend anhand der Abfolge der markanten Hoch- und Tiefpunkte im Kursverlauf ermittelt wird, oder mit Hilfsmitteln aus dem Arsenal der technischen Indikatoren. Eine einfache Möglichkeit hierzu wäre, die 200-Tage-Linie als Filter zu verwenden. So könnten beispielsweise nur diejenigen Kaufsignale gehandelt werden, die oberhalb einer steigenden 200-Tage-Linie zustande kommen. Entsprechend würden Verkaufssignale nur dann wahrgenommen, falls sie unterhalb einer fallenden 200-Tage-Linie auftreten. Dies gewährleistet, dass der Anleger immer in Richtung des Trends agiert, der bekanntlich den Weg des geringsten Widerstands für die weitere Kursentwicklung vorgibt.

Das eigentliche Einstiegssignal aus den Bollinger-Bändern ergibt sich mit einem Schlusskurs oberhalb des oberen Bollinger-Bands (Kaufsignal) oder unterhalb des unteren Bollinger-Bands (Verkaufssignal). Wichtig ist, dass zuvor eine signifikante Verengung der Bänder stattgefunden haben sollte. Eine solche Verengung ist für Konsolidierungsphasen typisch, die eine Unterbrechung des dominanten Trends bei abnehmender Volatilität darstellen. Mit dem Ausbruch aus der Konsolidierung und den Bollinger-Bändern entsteht ein Trendfortsetzungssignal und es wird eine erneute Zunahme der Schwankungsbreite indiziert. Die Zuverlässigkeit des Signals kann durch bestätigende Volumenindikatoren weiter erhöht werden. Daher ist es sinnvoll, nur diejenigen Ausbrüche zu handeln, die auch von einem ansteigenden Handelsvolumen begleitet werden.

Ausstieg
Aus den Bollinger-Bändern lassen sich nicht nur Einstiegs-, sondern auch Ausstiegssignale herleiten. So kann das der Ausbruchsrichtung gegenüber liegende Bollinger-Band als beweglicher Stop-Loss fungieren. Entsprechend agierende Anleger würden im Falle eines Schlusskurses unterhalb des unteren Bollinger-Bands die eingegangene Long-Position veräußern. Ein engerer Stop-Loss, um aufgelaufene Gewinne zu sichern, ergibt sich aus der möglichen Verwendung der Mittellinie des Indikators. Der Anleger würde bei dieser Vorgehensweise bereits einen Schlusskurs unterhalb der 20-Tage-Linie als Signal für den Ausstieg aus der Long-Position nutzen.

Grafik 2: Ausbruchssignal

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