Technische Analyse
Advance-Decline-Line: der Marktbreite auf der Spur
Marktbreite-Indikatoren ermöglichen einen Blick auf die Verlässlichkeit eines etablierten Trends in einem Aktienindex. In dieser Folge betrachten wir den Standard-Indikator aus diesem Bereich.
Für technisch orientierte Trader und Anleger ist es nützlich, den Zustand der untersuchten Basiswerte unter unterschiedlichen Aspekten zu beleuchten, um ein möglichst umfassendes Gesamtbild zu erhalten. Die sogenannte Marktbreite stellt bezogen auf die Aktienmärkte einen wichtigen Analyseaspekt dar, der häufig zu Unrecht stiefmütterlich behandelt wird. Die Advance-Decline-Line ist der bekannteste Indikator aus dem Spektrum der Marktbreite-Indikatoren.
Berechnung und Interpretation
Die Berechnung der Advance-Decline-Line gestaltet sich sehr einfach. Man bildet für einen bestimmten Aktienindex die Differenz zwischen der Anzahl der gestiegenen Aktien und der Anzahl der gefallenen Aktien an einem Handelstag. Diese positive oder negative Zahl wird anschließend zum Wert des Vortags (null am Start des Berechnungszeitraums) hinzuaddiert. So entsteht eine kumulative Advance-Decline-Line. Für längerfristige Betrachtungen kann auch mit Wochenwerten anstelle der Tagesveränderungen gearbeitet werden. Häufig legen Analysten für den US-Aktienmarkt die an der NYSE gehandelten Werte (derzeit 2.878) der Berechnung zugrunde und vergleichen den so entstandenen Indikator mit der Preiskurve des S&P 500 oder des Dow Jones Industrial. Einige Datenanbieter liefern auch Advance-Decline-Daten für den Nasdaq Composite und andere Indizes.
Grafik 1: Advance-Decline-Line – bearishe Divergenz Tageschart
Die unterhalb der Preiskurve des Index abgebildete Advance-Decline-Line wird dann dahingehend untersucht, ob Konvergenz oder Divergenz mit dem Verlauf des Index vorliegt. Befinden sich sowohl Index und Advance-Decline-Line in einem Aufwärtstrend oder in einem Abwärtstrend (Konvergenz), bestätigt die Advance-Decline-Line die Breite bzw. Gesundheit des Trends im Index. Zu einem Warnsignal im Sinne eines möglicherweise anstehenden Trendwechsels im Index kommt es hingegen, falls die Trends auseinanderlaufen (Divergenz).
Grafik 2: Advance-Decline-Line – bearishe Divergenz Wochenchart
Bei einer bearishen bzw. negativen Divergenz spricht man auch davon, dass die »Truppen« (= Mehrheit der Aktien) nicht mit den »Generälen« (= Indexschwergewichte, die den Index nach oben ziehen) Schritt halten können.
Die Advance-Decline-Line dreht in diesem Fall bereits nach unten, während der Index noch steigt. Eine positive bzw. bullishe Divergenz liegt vor, wenn sich der Index noch im Abwärtstrend befindet, die Mehrheit der Aktien und somit die Advance-Decline-Line jedoch bereits einen Aufwärtstrend etabliert.