Interview

Gemeinsam besser investieren: Interview mit Raphael Steil, Gründer der Plattform getquin

ideas: Herr Steil, Sie sind einer der Gründer der Plattform getquin. Für Leser, die noch nicht mit Ihrem Angebot vertraut sind: Was ist getquin?
Raphael Steil: getquin ist eine Plattform, die Anlegern hilft, ihr gesamtes Vermögen an einem Ort zu verfolgen und zu analysieren. Nutzer können dank unserer Integrationen mit Brokern schnell und sicher eine detaillierte Aufschlüsselung ihres Vermögens und ihrer Rendite bekommen, zukünftige Dividenden einsehen oder sogar ihr Portfolio gegen andere Vermögenswerte vergleichen. Dazu bieten wir ein Forum an, um den Austausch zwischen Nutzern zu fördern.

Wir sind Anfang 2020 gestartet mit dem klaren Ziel, Anleger dabei zu unterstützen, gemeinsam bessere Investoren zu werden. Wir haben bis dato über 300.000 Nutzer davon überzeugen können und freuen uns, weiterhin eine Plattform zu bieten, die den Bedürfnissen der Anleger entgegenkommt.

Wie ist die Idee zu getquin entstanden?
Die Idee entstand ursprünglich aus einem Bedürfnis, das wir selbst hatten: Wir verfolgten unsere Investitionen in einer Excel-Tabelle und hatten das Gefühl, dass es dafür eine bessere und einfachere Lösung geben müsste. Wir begannen dann, diverse Depots zu aggregieren, und fügten anschließend tiefgreifende Analysen zu den Vermögenswerten hinzu.

Aber seit wir unsere ersten Nutzer an Bord geholt haben, haben wir immer sehr genau auf ihre Bedürfnisse geachtet, um sicherzustellen, dass das Produkt nicht nur die Probleme löst, die wir selbst hatten, sondern vor allem die unserer Nutzer. Und so haben wir im Laufe der Jahre unser Angebot mit weiteren Funktionen wie zum Beispiel unseren Dividenden-Tracker oder unserem Aktien-Forum ergänzt.

Hat der Name getquin eine besondere Bedeutung?
Ursprünglich hießen wir QUIN, was eine Ableitung von Quintessenz ist, also alles, was zählt. Aber wir haben uns damals für getquin.com als Website-Name entschieden und irgendwie bevorzugten wir das und änderten, glaube ich, ein Jahr nach der Gründung offiziell unseren Namen in getquin.

Können Sie mit uns einen Blick in die Zukunft werfen? Gibt es neue Funktionalitäten, auf die sich getquin-Nutzer im kommenden Jahr freuen können?
Wir bringen laufend spannende neue Funktionen heraus, vor allem auf der analytischen Seite, denn das ist der eigentliche Schwerpunkt für unsere Nutzergruppe, die hauptsächlich aus erfahrenen Anlegern besteht.

Ich will nicht zu viel verraten, aber wir werden in naher Zukunft eine sehr spannende Funktion veröffentlichen, die den Nutzern noch mehr Einblicke in ihr Portfolio und ihre Handelsstrategien geben wird.

Vom Arbeitnehmer zum Gründer – was waren die größten Herausforderungen?
Ich habe vorher für eine Investmentbank in London gearbeitet, daher war der Wechsel ins Unternehmertum nicht so naheliegend. Ich denke, die schwierigste Herausforderung ist wirklich die Einstellung zur Arbeit. Ich kam aus einem Umfeld, in dem alles perfekt sein musste und wo es eine klare Aufteilung der Verantwortungen gibt. In einem Start-up dagegen, insbesondere in der Frühphase, übt man gleichzeitig verschiedene Funktionen aus, die meistens sehr unterschiedlich sind, und man muss schnell ein Produkt auf den Markt bringen, obwohl man genau weiß, dass es noch verbesserungsbedürftig ist. Aber deswegen ist Kundenfeedback so enorm wichtig und hilft jedem Gründer, sein Angebot kontinuierlich zu optimieren.

Die Ungewissheit im Zusammenhang mit der Gründung eines Unternehmens wird häufig als echte Herausforderung genannt. Und obwohl das natürlich stimmt, erinnere ich mich immer wieder gerne daran, dass es ein Privileg ist, Angebote zu entwickeln, die den Menschen helfen können, klügere finanzielle Entscheidungen zu treffen und die letztlich den Zugang zu Technologien ermöglichen, die für den Konsumenten sonst unerreichbar wären. Und ich lerne in diesem Prozess eine Menge über neue Themen und auch über mich selbst, sodass es nur von Vorteil ist.

Gibt es etwas, das Sie angehenden Gründern raten würden?
Ein Unternehmen zu gründen gibt einem eine gewisse Freiheit in dem Sinne, dass man selbst entscheidet, woran man arbeitet und wann man arbeitet, aber letztendlich haben die meisten Menschen weder unbegrenzt Zeit noch Ressourcen, um ein Unternehmen aufzubauen. Deshalb ist es für mich erstens entscheidend, dass, sobald man gründen möchte – und dabei spielt es keine Rolle, ob es sich um eine Software wie unsere oder um etwas Handfestes handelt –, dies mit vollem Einsatz tut, sodass man hinterher nichts bereut.

Zweitens, obwohl die meisten Gründer in der Regel eine fixe Idee haben, wenn sie anfangen, sollte man sich nicht scheuen, bei Bedarf frühzeitig umzudenken. Es ist sehr selten, dass die anfängliche Idee genau mit dem Endprodukt übereinstimmt.

Zu guter Letzt sollte man zu Beginn sicherstellen, dass die Arbeit klar zwischen den Gründern aufgeteilt ist und dass blindes Vertrauen besteht. Denn wenn man anfängt, jeden Punkt gemeinsam zu besprechen, verschwendet man wertvolle Zeit für das Wesentliche – ein Produkt zu entwickeln und Kunden zu gewinnen!

Vielen Dank für das Gespräch.
Das Interview führte Anja Schneider.