Technische Analyse
Das Rounding Top
In dieser Ausgabe behandeln wir das Rounding-Top-Kursmuster. Diese rare Chartformation ist relativ einfach zu erkennen. Die Implikationen sowie die tradingtechnisch sinnvolle Ausnutzung sind hingegen nicht so einfach zu bestimmen.
In den klassischen Werken über die Technische Analyse von beispielsweise Robert Edwards, John Magee und Richard Schabacker wird die Chartformation Rounding Top bzw. Rounding Turn oder Dome nach einem Aufwärtstrend als obere Umkehrformation und damit als bearishes Muster in den Aktienmärkten beschrieben. In neueren Publikationen, die sich mit diesem Thema auseinandersetzen, wird meist ein differenzierteres Bild gezeichnet. Demnach kann sich die Formation sowohl als Umkehrmuster als auch als Konsolidierung respektive Fortsetzungsmuster darstellen. Einige Untersuchungen kommen gar zum Schluss, dass die Wahrscheinlichkeit höher ist, dass eine Konsolidierung vorliegt als eine Trendwende. Im Folgenden zeigen wir zunächst das Aussehen des Musters und geben anschließend einen Hinweis, um zwischen Konsolidierung und Umkehrformation differenzieren zu können. Im letzten Schritt liefern wir Anregungen für das praktische Trading.
Aussehen
Bei einem Rounding Top liegt vorgeschaltet ein dominanter Aufwärtstrend im Basiswert vor. Im Anschluss kommt es zur Ausbildung einer flach bogenförmigen Kursentwicklung. Die Preiskurve nimmt damit das Aussehen eines Halbkreises oder eines auf den Kopf gestellten U an. Nachfolgend geht der Basiswert entweder in einen Abwärtstrend über oder setzt seinen unterbrochenen Aufwärtstrend fort.
Grafik 1: Rounding Top als obere Umkehrformation
Stand: 6. November 2023; Quelle: FResearch published on TradingView.com
Konsolidierung oder Korrektur?
Eine Möglichkeit, das Vorliegen einer bloßen Konsolidierung von einer Trendumkehr zu unterscheiden, liefert wie bei allen anderen Formationen das Handelsvolumen. Entsprechend deutet ein rückläufiges Handelsvolumen beim Abschwung im Vergleich zum vorausgegangenen Aufschwung in Richtung Konsolidierung respektive Trendfortsetzung. Steigt das Volumen hingegen in der Abschwungphase des Musters signifikant an, spricht das eher für eine Trendumkehr. Da das Volumenverhalten jedoch bei oberen Umkehrformationen nicht so bedeutsam ist wie bei unteren Umkehrformationen, sollten entsprechende Rückschlüsse aus dem Volumen nur dann gezogen werden, wenn im konkreten Fall das unterschiedliche Volumenverhalten auf beiden Seiten des Musters augenfällig ist.
Umsetzung im praktischen Trading
Entwickelt sich das Rounding Top zu einer oberen Umkehr und es wird ein Abwärtstrend etabliert, lässt sich hieraus weder ein eigenständiges Einstiegssignal noch eine verlässliche Kurszielprojektion ableiten. Daher beschränkt sich der analytische Gehalt des Musters auf die rein tradingtechnisch wenig hilfreiche nachträgliche Feststellung, dass die Trendwende durch ein Rounding Top eingeleitet wurde. Trader suchen dann im Rahmen des etablierten Abwärtstrends vorzugsweise Erholungen, um antizyklische Short-Einstiege mit interessantem Chance-Risiko-Profil zu finden. Und zwar solange der entsprechende Abwärtstrend intakt bleibt. Erholungen im Abwärtstrend, die im Bereich klassischer Widerstände (zum Beispiel vergangenen Hochpunkten oder gleitenden Durchschnittslinien) ins Stocken geraten, bieten die Möglichkeit, in Richtung des Trends an fallenden Kursen zu partizipieren und dabei einen engen Stop-Loss knapp oberhalb des Widerstands festzulegen. Läuft die Position in den Gewinn, sollte spätestens nach dem Markieren eines neuen Verlaufstiefs der Stop zur Gewinnsicherung nachgezogen werden.
Grafik 2: Rounding Top als bullishe Fortsetzungsformation
Stand: 6. November 2023; Quelle: FResearch published on TradingView.com
Deutet die Beobachtung des Handelsvolumens darauf hin, dass sich das Kursmuster zu einer Konsolidierung bzw. Fortsetzungsformation entwickeln könnte, sollten Trader eine preisliche Bestätigung für eine mögliche Machtübernahme durch die bullish orientierten Marktteilnehmer abwarten. Eine sinnvolle und systematische Vorgehensweise wäre beispielsweise in einer Kombination aus dem Bruch des Abwärtstrends vom Hoch und einem Tagesschlusskurs oberhalb des 38,2%-Fibonacci-Retracements des Abschwungs vom Hoch zu sehen. Hierbei sollte zudem das Handelsvolumen im Anstieg spürbar anziehen. Einen anfänglichen Stop-Loss könnte man in diesem Fall unterhalb des Verlaufstiefs platzieren und spätestens bei der Annäherung der Preiskurve an das Hoch der Formation zur Gewinnsicherung nachziehen.
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