Märkte
Europäischer Gasmarkt bleibt angespannt
Der europäische Gaspreis hat einen Teil seiner Gewinne im Zuge der Eskalation des Nahost-Konflikts wieder abgegeben. Jedoch dürfte die Nervosität am Gasmarkt mit Beginn der Heizsaison hoch bleiben, nicht zuletzt, weil weiterhin Angebotsrisiken am globalen Markt für Flüssiggas lauern.
Am europäischen Gasmarkt ist wieder etwas Ruhe eingekehrt nach dem zeitweisen Preisanstieg von rund 50 Prozent kurz nach den Angriffen der Hamas auf Israel (siehe Grafik 1). Bei rund 46 Euro je Megawattstunde hat sich der TTF-Preis (Referenz für europäischen Gaspreis) auf einem Niveau eingependelt, das aber noch etwa 10 Euro höher liegt als kurz vor der Eskalation des Nahost-Konflikts. Dies erscheint gerechtfertigt. Immerhin hat der Konflikt hier – im Gegensatz zum Ölmarkt – unmittelbar zu einer Beeinträchtigung des Gasangebots geführt. So bleibt die Produktion in einem israelischen Gasfeld im östlichen Mittelmeer aus Sicherheitsgründen weiterhin unterbrochen, wodurch sich Berichten zufolge die Gasausfuhren nach Ägypten auf weniger als einem Drittel der vertraglich vereinbarten Menge reduziert hat. Das wiederum könnte die ägyptischen LNG-Ausfuhren beeinträchtigen, die vorwiegend in die EU gehen. Vergangenes Jahr exportierte Ägypten laut der wirtschaftswissenschaftlichen Denkfabrik Bruegel etwa 7 Millionen Tonnen Flüssiggas (LNG), wovon 5 Millionen allein in die Europäische Union gingen.
Allerdings: Für den Gasmarkt insgesamt dürften diese Mengen nur eine geringe Rolle spielen. Denn die Einfuhren aus Ägypten entsprachen gerade einmal 5 Prozent der gesamten EU-LNG-Importe. Bei einem globalen Handelsvolumen von 400 Millionen Tonnen im vergangenen Jahr (auf Basis der Bruegel-Daten) fallen die ägyptischen Exporte noch weniger ins Gewicht.
Eine Verschärfung, aber insbesondere eine Ausweitung des Nahost-Konflikts, könnte jedoch weitreichendere Folgen für das mittel- bis langfristige Gasangebot aus der Region haben. In den vergangenen Jahren gab es gleich mehrere Gasfunde im östlichen Mittelmeer und entsprechende Projekte zur Gasförderung sind bereits im Gang. Der derzeitige Konflikt könnte jedoch die Bemühungen der Länder in der Region untergraben, im Rahmen des East Mediterranean Gas Forum einen insbesondere für die EU interessanten Gasexport-Hub aufzubauen. Die Internationale Energieagentur (IEA) erwartet derzeit, dass etwa eine Ausweitung der Gasförderung in Israel bis 2026 ein zusätzliches Angebot von 15 Milliarden Kubikmeter pro Jahr an den Markt bringen könnte. Dies entspricht 6 Prozent der von der IEA weltweit erwarteten zusätzlichen Produktionskapazitäten.
Grafik 1: Europäischer Gaspreis höher seit Eskalation des Nahost-Konflikts
TTF 1-Monats-Forwardpreis
Stand: 21. November 2023; Quelle: Bloomberg
Frühere Wertentwicklungen sind kein Indikator für die künftige Wertentwicklung. Weitere Informationen zu der hier dargestellten Wertentwicklung entnehmen Sie bitte den Angaben in den Rechtlichen Hinweisen.
Auch wenn die Entwicklungen in Nahost zumindest kurzfristig keine nennenswerten Auswirkungen auf die Gasversorgungslage in der EU haben dürften – nicht zuletzt dank momentan gut gefüllter Gasspeicher (siehe Grafik 2) –, so hat die Preisreaktion doch gezeigt, dass der Markt sehr sensibel auf jegliche negativen Angebotsnachrichten reagiert. Grund hierfür ist, dass das Angebot die Nachfrage in diesem Jahr nur knapp decken dürfte, wie auch die IEA in ihrem neuesten Bericht für den Gasmarkt erst vor kurzem wieder hervorhob. Hintergrund ist: Die EU ist mittlerweile abhängig von LNG-Importen als Ersatz für den Wegfall der russischen Pipelinebezüge.
Grafik 2: Europäische Gasspeicher überdurchschnittlich gut gefüllt
Speicherkapazität
Laut IEA dürfte das für dieses Jahr erwartete zusätzliche LNG-Angebot (18 Milliarden Kubikmeter) aber nicht ausreichen, um den erwarteten Rückgang der russischen Gaslieferungen an die EU von über 35 Milliarden Kubikmeter zu kompensieren. Die Lage könnte sich sogar verschärfen, sollte das EU-Parlament seine jüngste Forderung nach einem Verbot von Flüssiggasimporten aus Russland durchsetzen. Sie waren seit dem Ausbruch des Ukraine-Kriegs deutlich gestiegen und machten etwa im September Daten von Bruegel zufolge ca. 12 Prozent der gesamten EU-LNG-Importe aus. Zudem dürfte die Gasproduktion in Russland, das nach den USA der weltweit größte Erdgasproduzent ist, dieses Jahr mit einem Minus von 8 Prozent erneut deutlich rückläufig sein, nachdem sie im vergangenen Jahr laut IEA bereits um einen Rekordwert von 12 Prozent gegenüber dem Vorjahr gefallen war. Bis zum Jahr 2026 soll das globale LNG-Angebot zwar dank Zuwächsen in den USA und Katar um satte 25 Prozent gegenüber 2022 wachsen, der Großteil hiervon soll aber erst ab 2025/2026 realisiert werden.
Umso wichtiger erscheinen vor diesem Hintergrund die Bemühungen, den Gaskonsum kurz- wie natürlich auch langfristig zu reduzieren. Die IEA sieht den Trend in die richtige Richtung gehen. Laut ihren aktuellen Prognosen geht sie davon aus, dass sich das Wachstum der globalen Gasnachfrage in den kommenden Jahren deutlich verlangsamen wird. Nach einem Wachstum von 2,5 Prozent zwischen 2017 und 2021 soll der Zuwachs von 2022 bis 2026 nur noch 1,6 Prozent pro Jahr betragen. Laut dem kürzlich von der IEA veröffentlichten World Energy Outlook soll der globale Gasverbrauch im Jahr 2030 den Hochpunkt erreichen und danach graduell fallen.
Grafik 3: IEA rechnet mit dauerhaftem Rückgang des Gaskonsums in Europa
Gaskonsum, *IEA-Prognosen
Wesentlicher Bremsfaktor sei demnach Europa, wo der Gasverbrauch bis 2026 etwa 20 Prozent unter den Niveaus von 2021 liegen soll (siehe Grafik 3). Neben den Einsparungen im privaten und gewerblichen Bereich, die vergangenes Jahr den Verbrauch zu einem erheblichen Teil gedrückt hatten, dürfte auch der Gaseinsatz in der Stromerzeugung dank des Vormarsches der erneuerbaren Energien, aber auch aufgrund von mehr Atomstrom, des Einsatzes von Wärmepumpen und Energieeffizienzgewinnen deutlich zurückgehen. Im Oktober lag die Stromerzeugung etwa auf Basis von Windstrom mehr als 20 Prozent und auf Basis von Solarstrom gut 15 Prozent über dem Vorjahr, wie Daten des ISE Fraunhofer-Instituts zeigen. Damit stehen die Chancen gut, dass es auch zukünftig zu keiner Gasmangellage trotz Ausfall der russischen Gasbezüge kommen wird.
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WKN |
Basiswert |
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WKN |
Basiswert |
Quanto |
Geld-/Briefkurs |
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Natural Gas-Future |
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WKN |
Basiswert |
Typ |
Basispreis/Knock-Out-Barriere |
Hebel |
Quanto |
Geld-/Briefkurs |
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Natural Gas-Future |
Call |
2,2120/2,3300 USD |
3,7 |
Nein |
0,70/0,71 EUR |
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Natural Gas-Future |
Call |
2,4981/2,6410 USD |
5,8 |
Nein |
0,46/0,47 EUR |
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Natural Gas-Future |
Call |
2,6320/2,7830 USD |
8,3 |
Nein |
0,32/0,33 EUR |
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Natural Gas-Future |
Put |
3,8447/3,6300 USD |
3,4 |
Nein |
0,80/0,81 EUR |
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Natural Gas-Future |
Put |
3,5892/3,3800 USD |
4,7 |
Nein |
0,57/0,58 EUR |
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Natural Gas-Future |
Put |
3,4293/3,2300 USD |
6,4 |
Nein |
0,42/0,43 EUR |
Stand: 22. November 2023; Quelle: Société Générale
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