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Teil 3 – Spin-Off (Ausgliederung)

Viele Anleger wissen bereits, dass Kapitalmaßnahmen Auswirkungen auf Zertifikate und Optionsscheine haben. Jede Produktanpassung hängt von der jeweiligen Maßnahme ab. In der vorliegenden Ausgabe stellen wir eine weitere Kapitalmaßnahme vor: den Spin-Off (der englische Begriff bedeutet übersetzt »ausgliedern«).

Was genau ist ein Spin-Off?
Bei einem Spin-Off werden von einem Unternehmen eine oder mehrere Geschäftseinheiten abgespalten. Der ausgegliederte Teil wird dann als rechtlich eigenständiges Unternehmen geführt. Es handelt sich somit um eine Firmenneugründung durch Ausgliederung eines oder mehrerer Teile eines bestehenden Unternehmens. Das Unternehmen nutzt diese Abspaltung, um die ausgegliederten Teile in eine Konzernbeteiligung umzuwandeln oder um sie als eigenständige Gesellschaft über den Kapitalmarkt zu veräußern und somit an frisches Kapital zu gelangen.

In der Regel erhalten die Anteilseigner des bestehenden Unternehmens als Ausgleich kostenlose Anteile der neuen Firma oder Bezugsrechte auf Anteile der neuen Unternehmung. Möchte der Altaktionär von diesem Bezugsrecht keinen Gebrauch machen, kann er dieses Recht verkaufen. In beiden Fällen (Ausgabe von Neuaktien oder Verkauf von Bezugsrechten) entsteht dem Anleger kein finanzieller Nachteil aus dem Spin-Off.

Der typische Anlass für einen Spin-Off ist die Ausgliederung der nicht zum Kerngeschäft eines Unternehmens gehörenden Geschäftsbereiche. Dies wird häufig bei den Bereichen Forschung und Entwicklung angewandt. Projekte, die gute Marktchancen aufweisen, aber nicht zum eigentlichen Kerngeschäft gehören (zum Beispiel die Einführung einer eigenständigen Produktreihe), können durch einen Spin-Off vom eigentlichen Mutterunternehmen abgespalten werden.

Damit werden zwei Ziele erfüllt

  • Die Sicherheit und Transparenz, dass zum Beispiel finanzielle Ressourcen auch wirklich komplett in das neue Produkt investiert werden.
  • Die Spin-Off-Abspaltung gewährleistet, dass das operative Geschäft des Mutterunternehmens weiterlaufen kann und selbst bei einem Misserfolg der Spin-Off-Firma nicht tangiert wird.

Oft steigert diese Strategie sogar den Wert des gesamten Unternehmens, da die eigenständigen Unternehmensteile von den Anlegern oft höher bewertet werden, als wenn sie innerhalb des Mutterunternehmens firmieren. Wenn Unternehmen sich aus einem Geschäftsbereich komplett zurückziehen möchten, werden Spin-Offs auch als Vorbereitung für den Verkauf genutzt.

Beispiele
In den letzten Jahren gab es zwei große Spin-Offs auf dem deutschen Markt. Vor vier Jahren hat Siemens seine hundertprozentige Tochtergesellschaft Osram, die auf Leuchtmittel, -produkte und -systeme spezialisiert ist, abgespalten. Im Herbst 2015 hat der deutsche Pharma- und Chemieriese Bayer seine Werkstoffsparte, die unter dem Namen Bayer MaterialScience AG bekannt war, ausgegliedert. Die eigenständige Gesellschaft wurde in Covestro umgenannt. Sowohl Osram als auch Covestro sind schnell nach dem Börsendebut in den MDAX aufgenommen worden und ihre Marktkapitalisierungen haben sich seit dem jeweiligen Börsengang mehr als verdoppelt.

Ein anderes interessantes Spin-Off-Beispiel ist die Abspaltung von Weibo Corp durch das chinesische Internetunternehmen Sina Corp. Weibo, auch bekannt als chinesischer »Twitter«, wurde bereits in 2014 abgespalten. Sina Corp blieb dabei weiterhin der Mehrheitseigner. Im Oktober 2016 hat Sina Corp weitere Weibo Corp-Aktien an Sina Corp-Aktionäre verteilt, um sie dadurch an Kurssteigerungen der Weibo Corp-Aktie partizipieren zu lassen. So konnten die Sina-Aktionäre durch die Veräußerung der Weibo-Aktien an der Kurssteigerungen der jungen Aktie partizipieren. Eine weitere Abspaltung gleicher Art hat Sina Corp am 5. Juni 2017 vollzogen. Die Inhaber von Sina Corp-Aktien erhielten für zehn gehaltene Aktien zusätzlich eine Weibo Corp-Aktie bzw. ein ADR der Weibo Corp. Seit dem Börsengang in 2014 hat sich die Weibo-Aktie mittlerweile mehr als verdreifacht.

Was bedeutet ein Spin-Off für die Inhaber von Zertifikaten und Optionsscheinen?
Wenn eine Aktiengesellschaft einen Spin-Off durchgeführt hat, werden wie bei anderen Kapitalmaßnahmen nicht nur die Aktionäre eine Änderung in ihrem Depot merken, sondern auch die Inhaber von Zertifikaten und Optionsscheinen.

Die Commerzbank hat seit diesem April in ihrer Produktpalette Unlimited Turbo-Zertifikate und Optionsscheine sowohl auf Sina Corp als auch auf Weibo Corp im Angebot. Die Produkte auf Weibo sind von der Kapitalmaßnahme nicht betroffen, wohl aber die Sina Corp-Produkte. Ein Turbo-Zertifikat bzw. ein Optionsschein, das sich vorher auf eine Sina Corp-Aktie bezogen hat, bezieht sich nach dem erneuten Spin-Off nun auf einen Aktien-Basket. Dieser besteht aus einer Sina Corp-Aktie und 0,1 Aktien der Weibo Corp.

Daher kommt es nur zur Veränderung der Basiswerts. Es werden keine weiteren Anpassungen (wie zum Beispiel des Basispreises oder des Bezugsverhältnisses) vorgenommen, wie es bei den anderen zuvor beschriebenen Kapitalmaßnahmen der Fall war.

Für die aktuelle Produktpalette werden Kapitalmaßnahmen auf der Zertifikate-Webseite der Commerzbank www.zertifikate.commerzbank.de veröffentlicht. Somit kann bei jedem Produkt nachvollzogen werden, weshalb bestimmte Veränderungen stattgefunden haben.